Agile HR

Mareike Kaufmann
5. September 2024
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In unserer heutigen digitalen und schnelllebigen Welt steht Veränderung an der Tagesordnung. Alle Bereiche unseres Lebens unterliegen dem stetigen Wandel, neuen Trends und Anforderungen, die vor allem auch durch das Internet stark vorangetrieben werden. So etablieren sich neue Standards, nicht nur im Privaten, sondern auch in der Unternehmens- und Arbeitswelt. Die Kundschaft hat neue Bedürfnisse, die erfüllt werden müssen, die Anforderungen der Arbeitnehmenden an ihren Job verändern sich und ein Unternehmen muss in der Lage sein, auf diese Veränderungen und diesen Wandel entsprechend eingehen zu können. Aus diesem Grund beschäftigen wir uns in diesem Artikel mit dem Thema der Agile HR, erklären Ihnen, was darunter verstanden wird und in welchen Bereichen und vor allem wie Agile HR zum Einsatz kommt. Im Anschluss gehen wir auf zwei beliebte agile Methoden ein, auf die in vielen Unternehmen gesetzt wird.

Inhalt:

  1. Was ist Agile HR?
  2. In welchen Bereichen zeigt sich Agile HR?
  3. Personalplanung
  4. Recruitment
  5. Weiterentwicklung
  6. Feedback
  7. Agile Methoden
  8. Zusammenfassung

Was ist Agile HR?

Unter der Agile HR versteht man die Anpassung der Tätigkeiten und der Aufgabenausführung der HR-Abteilung. Dadurch soll ein flexibles Reagieren auf verschiedene neue Situationen oder Strömungen in der Arbeitswelt möglich sein. Agile HR ist deshalb so wichtig, damit das Unternehmen anpassungsfähig ist, nicht in der eigenen Entwicklung auf der Stelle tritt und so die Chancen auf dem Arbeitsmarkt selbst eliminiert.

In welchen Bereichen zeigt sich Agile HR?

Im Grunde genommen gibt es vier Hauptbereiche, in denen Agile HR besonders wichtig ist, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Diese Bereiche sind die Personalplanung, das Recruitment, die Weiterentwicklung und das Feedback. Zu der Personalplanung gehört die Planung der in Zukunft benötigten Fachkräfte sowie der erwünschten Fähigkeiten und Kompetenzen, um bereits vorhandene Eigenschaften der Arbeitnehmenden mit neuen Fachkräften zu ergänzen. Damit einhergehend werden im Recruitment Kernkompetenzen aufgestellt, die potentielle Mitarbeitende mitbringen müssen, um der Flexibilität im Unternehmen und in der Arbeitswelt gerecht zu werden. Außerdem müssen sowohl die Mitarbeitenden als auch das Unternehmen selbst stets bereit sein, sich neues Wissen anzueignen, Strömungen in der Arbeitswelt zu erkennen und entsprechend darauf zu reagieren. Regelmäßiges Feedback für die Mitarbeitenden, aber auch das Unternehmen spielen dabei ebenfalls eine große Rolle.

Die Einzelbereiche sollen nachfolgend detaillierter betrachtet werden.

Personalplanung

Im Prinzip handelt es sich bei der Personalplanung mit einer Agile HR um das Planen mehrerer Eventualitäten, die zukünftig für das Unternehmen eintreten könnten. Beim Durchgehen aller Möglichkeiten, wie sich das Unternehmen und auch die Arbeitswelt in Zukunft entwickeln könnten, werden schnell Bedürfnisse und Lücken in der Belegschaft sichtbar. Anhand dieser Lücken lässt sich dann ein genaueres Bewerbendenprofil herausarbeiten, welches für das Unternehmen in Zukunft von Bedeutung sein wird.

Recruitment

Mit den aus der Personalplanung hervorgehenden zukünftigen Bedürfnissen des Unternehmens gehen einige Kernkompetenzen einher, die potentielle Mitarbeitende mitbringen müssen. Allgemein gesagt steht dabei jedoch die Offenheit an oberster Stelle. Diese ist notwendig, damit sich die Arbeitnehmenden zu jeder Zeit an neue Strukturen im Unternehmen, aber auch in der Arbeitswelt anpassen können.

Wichtige Eigenschaften, die Mitarbeitende in einer sich stetig wandelnden Umgebung mitbringen müssen, sind außerdem der Wille zur Weiterentwicklung der eigenen Kompetenzen sowie die Fähigkeit, in flachen Hierarchien zusammen mit einem Team an Lösungen für neu aufgetretene Probleme zu arbeiten.

Weiterentwicklung

Mit der Veränderung in der Arbeitswelt verändern sich ebenfalls die Bedürfnisse der Kundschaft und der Geschäftspartnerinnen und -partner. Unternehmen müssen sich deshalb darauf einstellen, ein stetes Weiterentwicklungsprogramm für ihre Mitarbeitenden bereitzustellen, damit angemessen auf alle Neuerungen und Entwicklungen eingegangen werden kann.

Die Weiterbildungsmöglichkeiten fördern darüber hinaus auch die Bindung der Mitarbeitenden an das Unternehmen, da so in die berufliche Weiterentwicklung investiert wird und sich das Engagement der Mitarbeitenden erhöht. Für weitere Informationen zu diesen Themen könnten unsere Blogbeiträge Employee Engagement und Entwicklung der Mitarbeitenden fördern interessant sein.

Feedback

Um nachhaltig die Weiterentwicklung der Belegschaft zu fördern, sollten Feedbackgespräche in regelmäßigen und vor allem nicht zu großen Abständen abgehalten werden. Daraus ergeben sich mehrere Vorteile.

Die Mitarbeitenden können durch das regelmäßige Feedback ihren eigenen Lernprozess vorantreiben und so auf kurzfristige Veränderungen und Anforderungen schneller und vor allem auch stressfreier reagieren. Ein schnelles Feedback zu den erbrachten Leistungen schafft außerdem mehr Nähe, da die erledigten Aufgaben nicht so weit zurückliegen und sie dadurch detaillierter und besser bewertet werden können.

Agile Methoden

Besonders häufig werden in Unternehmen die agilen Methoden Scrum und Design Thinking verwendet, um möglichst effizient und flexibel auf alle neuen Projekte und Aufgaben im Team reagieren zu können. Im Folgenden werden beide Methoden genauer vorgestellt.

"Scrum" ist ein Begriff aus dem Englischen und bedeutet "Gedränge". Diese Methode gibt einen Rahmen aus Prozessschritten für das entsprechende Team und die Kundschaft vor, um komplexe Projekte übersichtlich und einfach bearbeiten zu können. Die Scrum-Methode gibt dabei keine expliziten Techniken zur Lösung von Problemstellungen vor, sondern bietet Rahmenbedingungen, die auf jedes Problem und jedes Projekt übertragen werden können. Dabei ist die Verteilung von Projektrollen besonders typisch. Im Wesentlichen gibt es drei Projektrollen, die für die Scrum-Methode wichtig sind. Der Scrum-Master ist verantwortlich für die Einhaltung des festgelegten Prozesses, während der Product Owner die Anforderungen und Ziele für das Projekt formuliert und als Schnittstelle in der Kommunikation für alle Beteiligten fungiert. Das Development Team ist dann verantwortlich für die Umsetzung der zuvor formulierten Anforderungen. Der sogenannte Product Backlog beinhaltet priorisierte User Stories und Funktionen. Während der sogenannten Sprints, die meist einen Zeitraum von 2 bis 4 Wochen beschreiben, wird die zu erledigende Arbeit abgeschlossen. In täglichen Stand-ups, dem Daily Scrum, werden alle Tätigkeiten im Team besprochen, um die Ziele vor Augen zu behalten. In einem Sprint Review wird schließlich die abgeschlossene Arbeit den Stakeholdern präsentiert, während sich die Sprint-Retrospektive darauf konzentriert, die geleistete Arbeit auszuwerten und stetig zu verbessern. Scrum bietet auf diese Weise Transparenz, Anpassungsfähigkeit und einen Rahmen für die Wertschöpfung.

Scrum kann in Personalabteilungen allgemein eingesetzt werden, um kleinere und größere Projekte voranzutreiben. Mithilfe der Methode können kontinuierlich Anforderungen von Mitarbeitenden, Bewerbenden und allen anderen Interessengruppen identifiziert werden und diese nach und nach effektiv umgesetzt werden. Durch diesen iterativen Ansatz werden die HR-Prozesse und angebotenen Dienstleistungen kontinuierlich an die Zeit angepasst.

Beim Design Thinking handelt es sich im Gegensatz zu der Scrum-Methode eher um einen Kreativprozess, bei dem komplexe Problemstellungen in kleinen Teams gelöst werden sollen. Zentral ist dabei die Entwicklung verschiedener Prototypen, die mithilfe von kontinuierlichem Feedback verfeinert und verbessert werden. Die Kommunikation innerhalb des Teams sowie mit der Kundschaft steht dabei an oberster Stelle. Design Thinking funktioniert besser, je diverser das Team zusammengesetzt ist. So können verschiedenste Ansätze für die Problemlösung entstehen, die sich dabei über klassische Team-Hierarchien hinwegsetzen.

Im Wesentlichen umfasst das Design Thinking fünf verschiedene Phasen. In der ersten Phase "Empathize" wird nach den Bedürfnissen der Nutzenden geforscht. In der Phase "Define" werden diese erforschten Bedürfnisse schließlich klar definiert und eine Problemstellung erarbeitet. In der dritten Phase "Ideate" werden Ideen zu der Lösung der Herausforderungen gesammelt, um schließlich im Schritt "Prototype" erste konkrete Lösungsansätze zu entwickeln. Diese Lösungsansätze werden dann während der "Test"-Phase getestet und iterativ verbessert.

Design Thinking kann in Personalabteilungen insbesondere eingesetzt werden, um die angebotenen Dienstleistungen und die HR-Prozesse aus der Sicht der Nutzenden zu betrachten und diese zu verbessern. Mithilfe der Methode lassen sich zum Beispiel im hektischen Alltag nicht entdeckte zeitintensive, veraltete und manuelle Prozesse besser identifizieren und es können innovative Lösungen dafür gefunden werden.

Zusammenfassung

Unter Agile HR versteht man die Fähigkeit eines Unternehmens, sich auf alle eventuell eintretenden Möglichkeiten in der Arbeitswelt einzustellen. Dabei sind vor allem Umstellungen in einigen Bereichen der Planung notwendig, die eine schnellere Anpassung an Veränderungen in der Arbeitswelt garantieren. Dazu zählen zum Beispiel das Erstellen eines Personalplans und eines Anforderungsprofils an zukünftige Arbeitnehmende sowie innere Umstrukturierungen bezogen auf die Weiterbildungsmöglichkeiten der Mitarbeitenden und das Einführen einer umfassenden Feedback-Kultur. Beliebte agile Methoden innerhalb eines Unternehmens sind die Scrum-Methode oder auch Design Thinking. Mit beiden Ansätzen soll eine effizientere und flexiblere Problemlösung innerhalb von kleinen Teams erreicht werden.

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